Mein Wein der Woche – ein halbes Jahrhundert


Mein Wein der Woche – ein halbes Jahrhundert

Mein Wein der Woche kommt aus dem weltweit einzigartigen Weinbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer. Ich weiss, ich weiss – es heißt seit 2007 nur noch Mosel. Aber als mein Wein der Woche entstand, war es eben noch das Gebiet Mosel-Saar-Ruwer.

Et voila – ich präsentiere Euch in dieser Woche einen Wein, der ein halbes Jahrhundert auf seiner Flaschenschulter trägt. Ein Wein, der mich gleich mehrfach überrascht hat.

1966 Serriger Schloß - Mosel-Saar-Ruwer
1966 Serriger Schloß – Mosel-Saar-Ruwer

Ausgesucht habe ich diesen Wein an diesem Wochenende, weil er eine Hommage an die neue Weinkönigin Lena Endesfelder ist. Lena ist frisch gekürte Hoheit und ganz sicher für das kommende Jahr eine bezaubernde Vertreterin des Deutschen Weines in der ganzen Welt.

Überrascht wurde ich zudem von einer Pressemeldung in diesen Tagen, dass der Ausnahmewinzer Markus Molitor eine der einst rennomiertesten Lagen in der Region Serrig erworben hat und bewirtschaften wird, eine geschlossene Weinbergsfläche von 22 Hektar

Hier geht’s zur Pressemeldung

Mein Wein der Woche wurde vom Weingut Vereinigte Hospitien Trier, einem Mitglied im Verband Deutscher Naturweinversteigerer – der dann 1971 aufgrund der neuen deutschen Weingesetzgebung in VDP Verband Deutscher Prädikatsweingüter umbenannt wurde.

1966er Serriger Schloß Vogelsang
Riesling Sanctus Jacobus
Weingut Vereinigte Hospitien
Mosel-Saar-Ruwer, Deutschland

Es ist nicht einfach an diesen guten Tropfen zu kommen. Mit viel Geduld musste ich den Korken entfernen.

1966 Serriger Schloß - Mosel-Saar-Ruwer
Die Ränder meines Glases werden von einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit mit deutlicher Schlierenbildung träge hofiert.

Der Wein ist erstaunlich präsent in der Nase. Es vermischen sich immer noch Sekundäraromen, die durch die Gärung im Keller entstehen mit Tertiäraromen, die deutlich auf einen gereiften Wein hinweisen.  Würzigkeit gepaart mit Trockenfrüchten; Unterholz und Champignon begleiten einen Hauch von Petrolnote. Ich bin überzeugt, dass nur geschulte Nasen diesen Petrolton wahrnehmen können.

Am Gaumen trocken, eine präsente Säure, spürbare Gerbstoffe, Mineralität, leichte Firne, würzig, ölig, immer noch saftig – so macht mir ein gereifter Wein viel Freude.

1966 Serriger Schloß - Mosel-Saar-Ruwer
1966 Serriger Schloß – Mosel-Saar-Ruwer

Und zweifellos – der alte Herr ist (sofern verfügbar) wie seine jungen Naturwein-Kollegen ein perfekter Speisenbegleiter. Als Solist ist er noch derart fett, dass zumindest ich die Flasche trotz sicher geringem Alkohol an diesem Abend nicht leeren kann.
Zur damaligen Zeit waren auch die Pflichtangaben auf dem Etikett andere als heute. Es gibt wenig über die Wein zu lesen – dafür aber deutlich mehr zu schmecken.

Wer je einen solchen Wein im Glas hatte versteht, warum auf dem Etikett vermerkt ist: „Unsere Mitglieder besitzen Lagen von Weltruf“