Geschmackssache im Ländle…

Jakob Strobel Y Serra übt ungewohnt offene Kritik an Deutschlands Weinbaugebiete, diesmal knöpft er sich das ruhige und beschauliche Ländle vor…
Ich erinnere mich gut an den Aufschrei, als der Autor Jakob Strobel Y Serra am 23.08.2013 die Moselochsen über den Äther schickte. Gemeint waren die Winzer der Mosel mit ihren Fähigkeiten, Möglichkeiten und ihr Potenzial, welches sie nach Meinung von Serra wenig und oftmals gar nicht ausschöpften. Er klagte damals den Mosel-Ballermann an und bezichtigte sogar Deutschlands schönsten Fluss als Schmuddelkind.
Die Moselochsen…
Der Winzerzusammenschluss Moseljünger hat unverzüglich seinem Namen und seiner Aufgabe alle Ehre gemacht und sich seinerzeit nicht der allgemeinen Empörung angeschlossen. Sie setzten sich zusammen und gaben im damals noch „stillen Kämmerchen“ durchaus zu, dass der Artikel von Serra viel Wahres beinhaltete. Damals wie heute hat der Autor eine innovative und dekorierte „Winzerpersönlichkeit“ als Repräsentant für das „Mögliche und Machbare“ ausgesucht. Es war kein geringerer als Markus Molitor, dessen Engagement, Passion und Weinstilistik stellvertretend für genau das steht, was an Mosel/Saar/Ruwer mit Hilfe von Mutter Natur von Menschenhand kreiert werden kann. Heute können die jungen Winzer an Mosel, Saar und Ruwer auf eine der erfolgreichsten Veranstaltungen in ganz Deutschland stolz sein. Die Kultveranstaltung Mythos Mosel avanciert zur erfolgreichsten Weinshow über die Grenzen hinaus. Tausende Weinbegeisterte pilgern jährlich an 2 Tagen einen Teil der Mosel entlang, um rund 80 Winzer von Mosel/Saar/Ruwer zu erleben und zu erschmecken. Etwas Vergleichbares ist mir nicht bekannt.

Für seinen Epos über das Weinbaugebiet Württemberg, liebevoll „Ländle“ genannt, hat er sich keinen geringeren als Rainer Schnaitmann herausgepickt. Schnaitmann, selbst 1995 einer Winzergenossenschaft entsprungen, macht heute Weine von internationalem Ruf und beachtlicher Stilistik . Was aus seinen Fässern kommt ist so bemerkenswert, dass er nach nur 9 Jahren des württembergischen Weinsolisten bereits in den VDP (Verband der Deutschen Prädikatsweingüter) aufgenommen wurde. Schnaitmann hat beachtenswerte Qualitätssprünge gemacht und zumindest mir gezeigt, dass auch die wenig beachtete Rebsorte Lemberger edle Tropfen hervorbringen kann.

Ich erinnere mich sehr gerne an einer Verkostung auf der VieVinum 2014. Hier präsentierten Winzer aus Österreich, Deutschland und Ungarn ihre Weine rund um die Rebsorte „Lemberger/Blaufränkisch/Kekfrankosch“. Und da hatte nunmal Deutschland bei weitem nicht die Nase vorn.
Die Aufregung der Ländle-Bewohner ist gross und so wird Serra auf Social Media an den Wein-Pranger gestellt. Ob richtig oder falsch, das sei dahin gestellt. Unverkennbar ist allerdings, dass der Württemberger Wein im Allgemeinen nicht die Aufmerksamkeit erhält, wie die Weine von Winzern wie Schnaitmann, Graf Adelmann, Dautel, Drautz-Able, Graf Neipperg, Aldinger, u.a.
Was, liebe Weinfreunde ist daran verwerflich, wenn Serra wieder einmal dazu aufruft, dass sich ein Deutsches Weinbaugebiet und seine Produzenten auf das „Machbare“ konzentrieren und Land & Reben ihre Einzigartigkeit zeigen?
Es wäre wünschenswert, dass sich auch im Ländle talentierte Winzer zusammenschließen, um der Welt einen unvergleichlichen Weinstil im Ländle zu präsentieren.
In diesem Sinne sage ich jetzt mal „Cheers“, gönne mir ein Glas vom Grossen Gewächs Lämmler aus dem Hause Schnaitmann und spüre dem „Mythos Württemberg“ hinterher…
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